Kommunale Wärmeplanung
THETA informiert auf 1. Bürgerveranstaltung
Am 1. Juli 2025 lud die Stadt Ludwigslust gemeinsam mit dem Planungsbüro THETA zur ersten öffentlichen Informationsveranstaltung zur kommunalen Wärmeplanung in die Stadthalle ein. Die Veranstaltung bot interessierten Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, sich umfassend über das Vorhaben, den gesetzlichen Hintergrund sowie den aktuellen Stand der Arbeiten zu informieren.
Die kommunale Wärmeplanung ist ein strategisches Instrument, das Städte und Gemeinden darin unterstützt, ihre Wärmeversorgung zukunftsfähig, bezahlbar und klimaneutral zu gestalten. Auch wenn die gesetzliche Pflicht zur Wärmeplanung für kleinere Städte wie Ludwigslust erst ab dem Jahr 2028 gilt, hat sich die Stadt bewusst dafür entschieden, frühzeitig aktiv zu werden. Ziel ist es, bereits im September 2025 einen ersten Entwurf des kommunalen Wärmeplans vorzulegen.
Das mit der Planung beauftragte Unternehmen THETA, das bereits zahlreiche Kommunen bundesweit begleitet, stellte sich zu Beginn der Veranstaltung vor und erläuterte seine Arbeitsweise. Der Plan wird im Auftrag der Stadt erstellt und basiert auf vier Phasen: der Bestandsanalyse, der Potenzialanalyse, der Entwicklung eines Zielszenarios und schließlich der konkreten Maßnahmenplanung. In Ludwigslust sind die ersten beiden Schritte inzwischen abgeschlossen.
Die Bestandsanalyse wertete eine Vielzahl an Daten aus, darunter Gebäudestrukturen, Heizsysteme, Energieverbräuche sowie demografische Entwicklungen. Die Ergebnisse zeigen, dass im Stadtgebiet derzeit vor allem Erdgas und Fernwärme zum Einsatz kommen. In den äußeren Lagen werden dagegen häufiger Heizöl und Flüssiggas genutzt. Den größten Anteil am Wärmebedarf haben private Haushalte, gefolgt von Gewerbe und öffentlichen Einrichtungen.
Darauf aufbauend untersuchte die Potenzialanalyse, welche erneuerbaren Energieträger künftig in Ludwigslust genutzt werden könnten. Dazu zählen unter anderem Geothermie, Solarthermie, Biomasse sowie die Nutzung von Wärmepumpen. Auch wirtschaftliche Aspekte, technische Machbarkeit und mögliche Flächenpotenziale wurden in die Analyse einbezogen. Mithilfe eines sogenannten „digitalen Zwillings“ wurde das Stadtgebiet modelliert, sodass die Wärmeversorgung für einzelne Straßenzüge und Wohnbereiche analysiert werden kann – ohne dabei Rückschlüsse auf einzelne Haushalte oder Grundstücke zuzulassen. So lassen sich Versorgungslücken, Einsparpotenziale und geeignete Wärmequellen präzise erkennen, während der Datenschutz jederzeit gewahrt bleibt.
Aktuell arbeitet das Planungsteam am sogenannten Zielszenario 2040, das nach der Sommerpause öffentlich vorgestellt werden soll. Es zeigt auf, wie Ludwigslust bis zum Jahr 2040 klimaneutral mit Wärme versorgt werden kann. Neben dem Ausbau zentraler Fernwärmenetze werden dabei auch dezentrale Lösungen wie Wärmepumpen, Nahwärmelösungen oder Solarthermie berücksichtigt. Erste Modellrechnungen gehen davon aus, dass perspektivisch bis zu 75 Prozent der Wärmeversorgung dezentral erfolgen könnte.
Ein weiterer wichtiger Punkt der Veranstaltung war die Einordnung der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Seit dem 1. Januar 2024 dürfen im Neubau nur noch Heizungen eingebaut werden, die zu mindestens 65 Prozent aus erneuerbaren Energien gespeist werden. Für bestehende Gebäude gilt diese Regelung ab Juli 2028 – allerdings nur, wenn die bestehende Heizung irreparabel ist. Die kommunale Wärmeplanung dient hierbei nicht als individueller Sanierungsfahrplan, sondern als strategisches Orientierungsinstrument: Sie zeigt, welche Technologien in welchem Gebiet langfristig sinnvoll, wirtschaftlich und förderfähig sind.
In der anschließenden Diskussion wurden verschiedene Herausforderungen benannt, die bei der Umsetzung der Wärmewende zu beachten sind. Dazu gehören etwa bestehende Gestaltungssatzungen und Denkmalschutzvorgaben, die bauliche Maßnahmen erschweren können, aber auch die Frage, wie viel zusätzliche Stromkapazität der flächendeckende Einsatz von Wärmepumpen erfordert. Um mögliche Engpässe frühzeitig zu erkennen, entwickelt THETA derzeit eine Strombedarfskarte in Abstimmung mit den Stadtwerken. Auch die alters- und nutzungsbedingte Entwicklung der Gebäudestruktur sowie die Investitionsbereitschaft der Bevölkerung fließen in die Planung mit ein. Zudem wurde auf die Bedeutung demografischer Aspekte eingegangen: Das durchschnittliche Alter vieler Eigentümer ist relativ hoch, was die Bereitschaft zu Sanierungen und Investitionen beeinflussen kann. Diese Faktoren werden bei der weiteren Wärmeplanung berücksichtigt, um realistische und praktikable Umsetzungsstrategien zu entwickeln, die sowohl technische als auch soziale Rahmenbedingungen abbilden.
Abschließend wurde betont, dass die Wärmewende nur im Schulterschluss zwischen Verwaltung, Stadtwerken, Wohnungswirtschaft und Bürgerschaft gelingen kann. Die Stadt Ludwigslust wird daher auch künftig transparent über den Planungsstand informieren. Die bei der Veranstaltung gezeigte Präsentation steht ab sofort hier zur Verfügung. Darüber hinaus lädt die Stadt alle Bürgerinnen und Bürger ein, sich noch bis zum 30. Juli 2025 an der laufenden Online-Umfrage zum Thema Klimaschutz zu beteiligen. Die Umfrage ist erreichbar unter: www.ludwigslust.de/umfrage-klimaschutz. Künftige Veranstaltungen, insbesondere zur Vorstellung des Zielszenarios 2040, sind für das dritte oder vierte Quartal 2025 geplant.